Exkursion |
Termin/Uhrzeit |
Exkursionsziel |
Min./max. Teilnehmerzahl |
Leitung |
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G 4 | 30.09.2011 | Schneeberg I |
20 | Volkmar Müller |
Thema |
Ausgewählte Sachzeugen des historischen Bergbaus im Schneeberger Revier |
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Geologie: Den zentralen Teil des Schneeberger Reviers bildet auf einer Fläche von ca. 10 km² eine hydrothermale Ganglagerstätte. Als wichtigster Erzbringer tritt hier die BiCoNi-Formation auf (Schneeberger Formation). Ca. 150 Erzgänge sind bekannt. Die max. Teufe der Vererzung liegt bei 400 m. Gewonnen wurden ca. 260 t Silber, ca. 70000 t Kobalt- und Nickelerze und ca. 220 t Uran.
Geschichte: Nach bescheidenen Anfängen von Zinnseifen (14. Jh.) und Abbau von Wismut (1463 erwähnt) kam es 1470 zum ersten Silberfund auf dem Schneeberg. Durch das "Berggeschrey" kam es zu einem großen Zuzug von Bergleuten, Gewerken, Handwerkern u.a. Dadurch entstand 1471/72 auf dem Berg eine nur vom Bergamt beaufsichtigte und vom örtlichen Bergbaugeschehen geprägte Bergstadt, die 1481 die Bergfreiheit verliehen bekam. Der unregelmäßige Grundriss dieser alten Stadtanlage hat sich um die St. Wolfgangskirche bis heute erhalten. Die Erweiterung der Stadt erfolgte in den 1490er Jahren nach Norden und bildet den heutigen Markt. Die erste Kirche wurde 1477/78 errichtet. Der heutige Bau stammt von 1516 bis 1539. Die Stadt brannte 1719 ab und wurde im Barockstil wieder aufgebaut.
Der Höhepunkt des Silberbergbaus war bereits 1477 mit ca. 18 t Silber. Danach war das Ausbringen rückläufig, doch wurden immer wieder neue Erzgänge vor allem auf dem Gebiet von Neustädtel entdeckt. Neben Wismut für die Herstellung von Lettern wurde aber schon bald Kobalt für die Blaufarbenherstellung genutzt. Nach 1600 überstieg der Wert der geförderten Kobalterze die der Silbergewinnung. Noch während des 30jährigen Krieges kam es zur Gründung von Blaufarbenwerken. Damit wurde das Schneeberger Revier bis nach 1850 Hauptlieferant von Kobalterzen in der Welt. Zur Entwässerung wurden mehrere Hauptstollen vorgetrieben. So erreichte der "Griefner Stolln" über 10 km, oberer und tiefer Fürstenstolln über 50 km und der 1503 begonnene Marx Semmler Stolln über 200 km vor allem durch den Uranbergbau nach 1946 in Schlema. Letzterer ist praktisch seit über 500 Jahren in Betrieb! Es sind auch noch Auffahrungen für die nächste Zeit geplant, wenn auch nur noch zur Verbesserung der Wasserführung.
Um 1830 wurde auch Nickel gewonnen und durch gestiegene Preise wurde nach 1850 verstärkt Wismut abgebaut. 1875 überstiegen die Einnahmen aus dem Wismuterz erstmals die von Kobalt. Durch die Erschöpfung der Lagerstätte ging nach 1900 der Bergbau zurück. 1929 wurde er eingestellt. 1933 bis 1946 wurde hochsubventionierter Abbau von BiCoNi-Erzen und 1946 bis 1956 von Uran betrieben. Damit endete nach über 500 Jahren der Bergbau.
Neben den teils wunderschönen Tagesanlagen, den markanten Haldenzügen und den beeindruckenden Untertagebauen steht der Schneeberg-Neustädtler Bergbau auch für die vielfältige Mineralisation der Bi-Co-Ni-Ag-U – Abfolge. Für die Anfänge des bekannten Bergmannsliedes „Glück auf, Glück auf, der Steiger kommt", aber auch für die hochgehaltene Tradition des Bergstreittages und der Schneeberger Krankheit. Für beide Routen wurden aus einer Vielzahl von Sachzeugen (z.B. über 50 Tagesgebäuden und über 200 Halden) verschiedene und wichtige ausgewählt. |
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Tourablauf |
Ca. 1h Fahrzeit per PKW von Annaberg-Buchholz aus!
Über die B101/B169/B93 – Scheibenberg, Schwarzenberg, Aue, Schlema – nach Schneeberg fahren bis „Zentrum" ausgeschildert ist. Beide Schneeberger Exkursionen beginnen 09:00Uhr an der St. Wolfgangskirche. Einer Besichtigung schließt sich ein kleiner Stadtrundgang an. Es folgt die Fahrt in das Bergbaugelände zur Fundgrube Daniel.
Wichtige Kobaltgrube, Besichtigung von Treibeschacht (1732 gemauert) und Huthaus (um 1730 und 1845)
Besichtigung des Treibehauses (2000 neu errichtet) St. Annen Denkmal: Standort der ehemaligen Knappschaftskapelle, Denkmal von 1830 Als nächster Punkt wird mit dem Pkw der Filzteich erreicht.
Wichtigste wasserwirtschaftliche Anlage des Schneeberger Bergbaus, 1483 – 1485 angelegt, mehrere Dammbrüche (1783 mit 18 Toten), ab 1933 Ausbau zum Strandbad Von hier wird die Fahrt zur Fundgrube Wolfgangmaßen fortgesetzt. Dort wird gemeinsam die Besichtigung der übertägigen Anlagen und der untertägigen Radstube vorgenommen. Hier gibt es auch die Möglichkeit eines Mittagessens.
Wichtige Kobaltgrube im 19. Jh., daneben auch Abbau von Silber-, Wismut- und Nickelerzen, Besichtigung des Pochwerkes (1816 – 1818 erbaut). Siebenschlehener Pochwerk: Komplex der Erzaufbereitung aus dem 18. und 19. Jh., Führung durch das Museum St. Georgen Schmelzhütte: Besichtigung des Hüttengebäudes (1665 erbaut). |
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Anforderung/ Ausrüstung |
Die übertägigen Anlagen sind mit dem Auto und durch kurze Fußwege gut erreichbar. Daher ist nur normale Wanderausrüstung erforderlich. Für die Besichtigung der Radstube ist Helm und Geleucht erforderlich. |
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Literatur |
„Bergbau im Erzgebirge" – Ottfried Wagenbreth – ISBN 3-342-00509-2 |
G 4 - Schneeberg I
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