2. INTERNATIONALER BERGBAU-WORKSHOP Bramberg 1999
Tagungsbericht
Nach mehr als 8-monatiger Vorbereitung fand vom 25. - 31.8.1999 der zweite "internationale Bergbau - workshop" in Bramberg im Oberpinzgau / Land Salzburg (Österreich) statt.
Kreiert hat diesen Veranstaltungstitel die Lehrgrube "Roter Bär" des St. Andreasberger Vereins für Geschichte und Altertumskunde e.V., die den ersten Workshop anläßlich ihres 10-jährigen Jubiläums im Juli 1998 durchführte. Der Beschluß zu einer derartigen Veranstaltung, die zukünftig jährlich an wechselnden Orten im deutschen Sprachraum abgehalten werden soll, wurde von Bergbaufreunden während des Symposiums "Bergbau und Montanarchäologie" des internat. U.I.S. Kongresses in La-Chaux-de-Fonds in der Schweiz im August 1997 gefasst. Veranstalter des diesjährigen Kongresses war eine Arbeitsgemeinschaft der Schaubergwerke "Hochfeld" / Untersulzbachtal in A-5741 Neukirchen (Salzburg), "Kupferplatte" in A-6373 Jochberg / Tirol und der "Bergbauforschung im Museumsverein A-5733 Bramberg" (Salzburg).
Nach einem Begrüßungsabend mit Einführung in den Nationalpark "Hohe Tauern" wurde der workshop im stilvollen Saal des Felberhauses der Gemeinde Bramberg am 26.8.1999 durch den ürgermeister der Gemeinde, Herrn Karl Nindl und den Salzburger Berghauptmann, Hofrat Dipl. Ing. Dr. Magister Klaus Steiner, eröffnet. Die nun anschließenden Fachvorträge leitete Dr. Wilhelm Günther vom Amt der Salzburger Landesregierung mit einem weitgespannten Vortrag über die Entwicklung und den Stand des Montanwesens im Lande Salzburg ein. Der gesamte workshop war in drei Themenblöcke unterteilt:
- I. Quellenstudium und Archivarbeit
- II. Methoden und Hilfsmittel zum Suchen und Aufspüren von montanhistorischen Objekten im Gelände und Hinweise zum Bergen und Konservieren von Fundstücken.
- III. Erfahrungen beim Öffnen, Sichern und Erkunden von historischen Bergwerken.
Damit war den über 90 Teilnehmern (die Teilnehmerzahl schwankte naturgemäß an 2 dem insgesamt 6-tägigen workshop) aus unterschiedlichsten Bereichen der montanhistorischen Forschung (Hochschulen, Behörden, Besucherbergwerke, Forschungsgruppen, Museen, Montanunternehmen und Privatleute) ein breites Spektrum an Vortrags -u. Diskussionsthemen geboten. Im ersten Teil ging es um die archivalischen Quellen und ihre Auswertung für die anschließende Feldforschung. Dr. Peter Eichhorn von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover stellte in seinem Vortrag nicht nur die Aktenlage über den Rammelsberger -, Hannoverschen - und Preußisch - Brandenburgischen Bergbau dar, sondern regte mit seinen Aktenauszügen zum Thema "Feuersetzen" gleich anfangs zu einer intensiven Diskussion an. Das "Wasserpanschen" erhitzte wiedereinmal die Gemüter und es wurde die Frage gestellt, ob sich nicht doch einmal ein Hochschulinstitut berufen fühlt, zusammen mit den Praktikern einer Lehrgrube einen Feldversuch mit genauen Messungen und einer Ergebnisdokumentation zu unternehmen.
Dr. Wilfried Ließmann von den "Roten Bären" stellte anschließend die Entwicklung des Südwestharzer Kupferbergbaues anhand markscheiderischer Karten und Grubenrisse vor. Zahlreiche Beispiele aus der Entwicklung des Grubenrißwesens machten den Vortrag besonders für die Harzfreunde zum Erlebnis.
Danach führte Dr. Klaus Stedingk vom geologischen Landesamt Sachsen-Anhalt (Halle) das Auditorium nach Südtirol. In seinem Vortrag erläuterte er die Entstehung seines neuen Buches "auf den Spuren der Knappen" aus zahlreichen Quellen und gestützt auf seine fundierten Kenntnisse als Lagerstättenexperte. Für die Südtiroler Bergbauforschung konnte er viele praktische Hinweise zu archivalischen Quellen geben.
Im letzten Vortrag dieses Themenkreises (Klaus Lewandowski von der Bergbauforschung Bramberg hatte seinen Vortrag über die Entwicklung der Salzburger und Tiroler Montanbehörden im 19. Jh., der im Tagungsband veröffentlicht ist, aus zeitlichen Gründen kurzfristig abgesetzt ) stellte Dipl.Ing. Mathias Bock (Berlin) als weiteren Beitrag zur Archivarbeit ein Datenbanksystem zur systematischen Katalogisierung von Fundstücken und Fundorten in Bergwerken vor. So war die Mittagspause schnell herangerückt und im benachbarten Traditionsgasthof "Senningerbräu" konnten sich die workshop - Teilnehmer stärken. Am Nachmittag standen zum 2. Themenkreis 4 Vorträge an : Prof. Dr. Walach aus Leoben eröffnete diese Vortragsreihe mit interessanten Ausführungen und vielen 3 praktischen Beispielen über die Möglichkeiten der montanarchäologischen Prospektion im alpinen Gelände. Seine Ausführungen über die Notwendigkeit methodischer Vorgehensweisen sind bei vielen Feldforschern sicherlich nicht auf taube Ohren gestoßen.
Prof.Dr. Ingo Keesmann von der Johann Gutenberg Universität in Mainz gab dann anhand interessanter Farbbilder eine Reihe von praktischen Hinweisen zur Bestimmung von Schlackenfunden, ein Thema, das wegen der mangelhaften Literatur bei vielen Montanhistorikern auf reges Interesse stieß.
Zwei weitere Vorträge durch den Chemiker Robert Walter aus Wien gaben anschließende praktische Anregungen und Hilfen für alle, die ständig in alten Bergwerken unterwegs sind, sich mit Grubenwässern und deren Ableitung plagen und Fundstücke bergen und konservieren müssen. Verschiedene einfache Testmittel hatte er gleich mitgebracht, ebenso Proben seiner Konservierungsarbeit als Anschauungsmaterial für die Praktiker. Danach konnte am späten Nachmittag noch der 3. Themenblock eröffnet werden, der der Weitergabe von Erfahrungen aus den verschiedensten Bereichen montanhistorischer Forschung diente. Dr. Christian Wolkersdorfer von der Bergakademie Freiberg berichtete eingangs über die Flutung der Grube Hartenstein in Aue / Erzgebirge und die damit verbundenen Umweltprobleme, für viele ein brennendes Thema. Stefan Krimbacher von der "Kupferplatte" in Jochberg/Tirol berichtete zum Tagesabschluß noch von den Problemen eines Schaubergwerkes bei der Schaffung eines zweiten Ausganges und auf welchem Wege sie ihr Problem gemeistert haben.
So konnten sich dann gegen 18.00 Uhr die Teilnehmer trotz drohenden Gewitterhimmels zu einem erfrischenden Sapziergang ins nahe gelegene Heimatmuseum aufmachen. Im "Wilhelmsgut" waren eine weit über die Landesgrenzen hinaus bekannte Mineraliensammlung, verschiedene volkskundliche Sammlungen und ein kleines Bergbaumuseum zu besichtigen und ein kräftiger Imbiß mit Pinzgauer Kas und Speck rundete den Besuch ab. Einige Unentwegte sollen noch nach Mitternacht über Bergbauprobleme diskutierend in Bramberg gesichtet worden sein.
Am zweiten Tag des Workshops wurde der Erfahrungsaustausch mit 6 weiteren Vorträgen fortgesetzt. Prof. Dr. Bühler, bekannt als Herausgeber der "Fischbacher Hefte", berichtete stellvertretend für einen verhinderten Kollegen, über die zeitliche Einordung von Grubenbauen anhand der Sprengarbeitsspuren im Revier Herrenstein - Fischbach (Nahe). Nach seinem Vortrag wird sich sicher der eine oder andere Grubenforscher "seine" Bohrlöcher nocheinmal genauer ansehen.
Frau Dr. Brigitte Cech (Wien) stellte danach die Ergebnisse archäologischer Untersuchungen in einem Edelmetallbergbau im Gasteiner Tal vor. Anzahl und Vielseitigkeit der gemachten Fundstücke ließen manchen Museumsbetreuer vor Neid erblassen.
Da auch die Berichterstattung aus den Gruppen nicht zu kurz kommen sollte, präsentierte Dr. Thomas Kraßmann (Rodenberg) die "Grubenarchäologische Gesellschaft" (GAG), die bei vielen Teilnehmern bislang nur aus dem Internet bekannt war und berichtete mit vielen Beispielen aus der Tätigkeit der Gruppe. Für die Techniker unter den Teilnehmern war der folgende Vortrag von Dipl.Ing. Steffan Dützer über die Konzeption und Ausführung der elektrischen Energieversorgung der Lehrgrube "Roter Bär" in St. Andreasberg ein Leckerbissen.
Dr. Thilo Arlt (Uni Bayreuth) berichtete dann über die Tätigkeiten der "ARGE Bergbauhistorische Forschungen" im Schwazer Revier "Ringenwechsel" und Jens Kugler aus Kleinvoigtsberg (Sachsen) stellte zum Abschluß die Besucherbergwerke in Sachsen vor. Für manche Exkursionsplanung waren damit wertvolle Hinweise gegeben.
Am Nachmittag sollte eine gemeinschaftliche Exkursion zum Schaubergwerk "Hochfeld" im Untersulzbachtal starten und dazu gab Ing. Hans Lerch von der Nationalparkverwaltung zum Abschluß des letzten Vortragsteiles der Tagung noch eine kurze Einführung.
Nach dem guten Essen im Senningerbräu starteten die Teilnehmer dann per Bus und PKW ins Untersulzbachtal, wo ( für die Wanderlustigen nach einem herrlichen Spaziergang entlang des Knappenweges am Untersulzbacher Wasserfall) schon die Führermannschaft von Hans Lerch auf die Teilnehmer wartete. Die Führungen von 1,5- 2 Std. Dauer stießen natürlich auf reges Interesse und bald waren alle Teilnehmer im Berg verschwunden. Draußen bei der neuen Berghütte brutzelte derweil ein Grillfeuer, sodaß sich die ermüdeten Befahrungsteilnehmer bei Steak und Würstchen wieder stärken konnten. Mit Bussen ging es zurück nach Bramberg, wo alsbald alle erschöpft in die Federn sanken.
Für die anschließenden 4 Tage hatte die Arbeitsgemeinschaft ein breites Exkursionsprogramm ausgearbeitet, daß - wegen der Wetterabhängigkeit einiger Hochgebirgstouren - leider nicht voll zur Ausführung gelangte. Es wurden aber Alternativen 5 angeboten, sodaß eigentlich jeder, so lange er Zeit hatte, auf seine kosten kommen konnte. Durchgeführt wurden, neben Befahrungen der Schaubergwerke Hochfeld, Kupferplatte, Reherlköpfl (Wald), Barbarastollen in Leogang und Arthurstollen in Einödsberg, einige schöne Gebirgstouren zur Achsel - und Flecktrogalm im Hollersbachtal, zum alten Nickelerzbergbau im Haidbachgraben (Felbertal) und zum sagenumwobenen Silber- u. Goldbergwerk am Gamskogel (Habachtal). Eine ganztägige Exkursion führte ins Kitzbühler Bergbaurevier und eine andere nach Brixlegg ins Inntal. Auch die Stollen und Reviere der Bergbauforschung Bramberg im Brenntalwald und im Rettenbachgraben fanden reges Interesse.
Der offizielle Abschluß der Tagung fand bereits am Samstag - Abend statt, da einige Teilnehmer wieder die Heimreis antreten mußten. Bei einem Pinzgauer Bauernbuffet wurde nochmal heftig gefachsimpelt und bald erklang des gemeinsame Lied "Glück Auf - Glück auf .... " Im kommenden Jahr - so lautete der "allgemeine" Beschluß - soll der workshop in Freiberg in Sachsen abgehalten werden und für die Planer wurde für das Jahr 2001 der "Gonzen" (Heiligkreuz) in der Schweiz ins Auge gefasst. Eigentlich könnte man sich auch einmal Leoben als Veranstaltungsort vorstellen, doch der dort ansässige "Montanhistorische Verein für Österreich" hatte " aufgrund der gegebenen Urlaubszeit" seine Anwesenheit in Bramberg leider für nicht möglich gehalten. Es gibt jedoch noch eine ganze Reihe anderer montanhistorischer Schwerpunkte im deutschsprachigen Raum, sodaß von dieser Seite her der workshop sicherlich keinen Mangel leiden wird. Der vor drei Jahren auf Initiative von Dr. Thilo Arlt begonnene lose Zusammenschluß der montanhistorische Interessierten zum gemeinsamen jährlichen Erfahrungs -u. Meinungsaustausch und die sich daraus ergebenden freundschaftlichen Kontakte und gegenseitigen Hilfen, werden sicherlich noch eine ganze Weile fortbestehen - viele Teilnehmer freuen sich jedenfalls schon auf ein Wiedersehen in Freiberg !
Glück Auf !