Exkursion |
Termin/Uhrzeit |
Exkursionsziel |
Min./max. Teilnehmerzahl |
Leitung |
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H 1 |
29.09.2011 |
Bergbaugebiet „St. Briccius" am Pöhlberg |
5 - 15 |
Marcel Schreiter |
Thema |
„St. Briccius" und „Heilige Dreifaltigkeit" - Gangerzbergbau des 15.-18.Jh. |
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Kurzbeschreibung |
Der Pöhlberg als weithin sichtbares Wahrzeichen der Stadt Annaberg-Buchholz ist ein Tafelberg der durch die Reliefumkehr entstand, ebenso wie der Scheibenberg und der Bärenstein. Die in die einstigen Täler ergossene Lava erstarrte zu Basaltgestein, welches durch seine Verwitterungsbeständigkeit ein Abtragen durch Erosion verhinderte. Während sich die Bergstadt Annaberg-Buchholz westlich des markanten Tafelberges befindet, versteckt sich an dessen Osthang ein weiteres, eigenständiges, kleines Bergbaugebiet. Im Grubengebiet „St. Briccius“ und „Heilige Dreifaltigkeit“ wurden hydrothermale Gangerzlagerstätten im Grundgestein Gneis abgebaut, dabei waren es Zinn-, Kupfer- und Silbererze, welche Ziel des Bergbaus waren. Von der Tagesoberfläche aus wurden schon weit vor der Annaberger Stadtgründung Gänge in Strossenbauen, Schürfen und schachtartigen Tiefbauen abgebaut. Diese alten tagesnahen Baue sind noch heute anhand einer Pinge und Haldenzügen im Gelände zu erkennen. Schon 1469 wurde ein umfangreiches Grubenfeld verliehen, wobei in der Verleihurkunde von Herzog Albrecht und Kurfürst Ernst schon begonnene, ältere Stollen erwähnt werden. Soweit es überliefert ist erbrachte der Bergbau im 15. Jahrhundert und Anfang des 16. Jahrhunderts gute Ausbeute, allein Jakob Uttmann will von 1575 bis 1597 3.510 Zentner Kupfer, als auch 5.060 Mark Silber aus den Bricciusbauen gewonnen haben und Moritz am Steig hat angeblich in 2 Quartalen des Jahres 1589 584 Zentner Kupfer und 570 Mark Silber aus den Dreifaltigkeitsbauen gewonnen. Es entstanden folglich mehrere Stollen auf unterschiedlichen Sohlen, mit einigen wenigen Lichtlöchern und Tagesschächten. So setzte sich der Bergbau von der „Fundgrube“ und dem „Oberen St. Briccius Stolln“, sowie analog der „Oberen Dreifaltigkeit“ über den umfangreichen „Mittleren St. Briccius Stollns", den „Tiefen St. Briccius“, sowie „Oberen Freudenstolln“ bis zum „Tiefen Freudenstolln“ fort, ebenso entstand ein unbenannter Mittlerer Dreifaltigkeitsstolln, sowie der „Tiefe Dreifaltigkeitsstolln“. Die umfangreichen Grubenbaue, bestehend aus teils diskontinuierlichen Abbauen, Stollen, Strossenbauen, Überhauen und Gesenken verfolgten die Erze in die Tiefe. Es wurden einige nennenswerte technische Einrichtungen errichtet, z.B. wurde schon um 1650 ein Kunstrad im Pöhlatal betrieben, welches die Tiefbaue des „Mittleren St. Briccius Stollens“ wasserfrei hielt, dazu führte ein ca. 800 m langes Feldgestänge bis zum Stollen und betrieb dort ein Kunstgestänge und Pumpenanlagen. Der Verlauf des Kunstgestänges, sowie der alte Pumpenschacht ist untertage noch zu erkennen. Nach dem Durchschlag des „Tiefen St. Briccius Stollns“ wurde die Anlage um 1700 durch ein Kunstrad in der Grube ersetzt, welches die Tiefbaue zwischen „Tiefen St. Briccius“ und „Oberen Freudenstolln“ bis zu dessen Durchschlag wasserfrei hielt. Letzterer ist auch heute noch der tiefste entwässernde Stollen. Die zum Betrieb benötigten Aufschlagwässer wurden über eine 2,8 km lange Röhrentour vom Floßgraben aus zugeführt. Der „Tiefe Freudenstolln“, welcher wahrscheinlich schon um 1520 begonnen wurde, erreichte mit seiner Ortsbrust erst nach 1700 die Hauptabbaugebiete, wurde aber nie mit den Tiefbauen durchschlägig. Da er nur ein Lichtloch hatte, musste er über hölzerne Lutten künstlich bewettert werden, dies geschah über Blasebalge, als auch über eine Wassereinfallmaschine. Durch erhöhten Aufwand, verloren gegangene Vergünstigungen und die sinkenden Metallpreise wurden die Anlagen vom 16.-18. Jahrhundert mit Zubuße betrieben. 1796 errichtete man ein kleines Huthaus am Mundloch des „Tiefen St. Briccius Stollns“. 1892 wurde der Bergbau eingestellt, jedoch schon 1935-36 lwurden die Grubenbaue erneut verliehen, teilweise fahrbar gemacht und auf Buntmetallerze hin untersucht. In der Zeit des Annaberger Wismutbergbaus wurde versucht, das Grubenfeld von den Annaberger Uranusschächten aus mit dem Querschlag 17A-Ost zu unterfahren, um so die Erzgänge in der Tiefe (ca. 460 m ü. NN) zu untersuchen. Der von Süd kommende Querschlag gelangt zwar senkrecht unter die Grubenbaue dürfte aber die wichtigen, nach Nord fallenden Gänge nicht erreicht haben. Auch geht aus den Akten der SAG Wismut hervor, dass sowohl die Halden als auch ein Teil der Stoleln 1948/1949 radiometrisch untersucht wurden. Da man dabei keine Aktivität feststellte, wurden keine bergmännischen Arbeiten ausgeführt. Seit den 1980er Jahren wird die Grubenanlage von einer Interessengruppe, die seit 2000 als eingetragener Verein arbeitet, wieder zugänglich gemacht. Sie hat den Status eines Besucherbergwerkes, ist jedoch aufgrund der Gegebenheiten nur für interessierte Gäste und Fachpublikum, jedoch nicht für Massentourismus zugänglich. Es wurden während dieser jüngsten „Betriebsperiode“ 4 Mundlöcher saniert/neu errichtet, sämtliche nennenswerten Anlagen beschildert und untertage auf Niveau „Mittlerer St. Briccius“ über 400 m Stollensystem wieder zugänglich gemacht, dokumentiert und teils mit Ausbau gesichert. |
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Routenbeschreibung / Einzelheiten |
Bitte Fahrgemeinschaften bilden! Soweit möglich wird in Kolonne gefahren, gemeinsamer Abfahrtspunkt wird noch bekannt gegeben. - von Annaberg aus der B95 Richtung Oberwiesental folgen, - an der Kreuzung B95/S265 (Abzweig Königswalde links, Cunersdorf rechts) links nach Königswalde fahren, - evtl. kurzer Halt – Erläuterung „Waldhufendorf" Königswalde, - in Königswalde abbiegen in Richtung Geyersdorf, - unmittelbar am Ortsausgang Königswalde (Richtung Geyersdorf) links abbiegen, - am nächsten Abzweig (nach 100 m) rechts (nicht zurück nach Königswalde) der Straße ca. 1 km folgen, man fährt vorbei an agrargenossenschaftlichen Gebäuden und gelangt über eine Plattenstraße zum Huthaus am „Oberen Freudenstolln" - der Parkplatz und Treffpunkt befindet sich Höhe Huthaus oberhalb der Straße |
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Tourablauf |
Nach dem gemeinsamen Fußweg zur Kaue am „Tiefen St. Briccius", wo man sich umziehen kann, wird ein Blick auf den Riss geworfen. Es folgt die ca. 2,5 h dauernde Befahrung in Gruppen zu jeweils 5 Personen. Dabei werden überwiegend horizontale, teils enge, schmutzige Altbergbaustrecken befahren. Diese geben einen guten Einblick in die Bergbauwelt des 15.-17. Jahrhunderts. Nach der Befahrung wird in Abhängigkeit vom Wetter ein kurzer oder ein ausführlicher Spaziergang am Osthang des Pöhlberges durchgeführt. Dieser soll einen Überblick über die Haldenlandschaft bieten, sowie einen Ausblick auf den Erzgebirgskamm mit seinen markanten Bergen Fichtelberg und Keilberg. |
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Anforderung/ Ausrüstung |
Mittelschwere Befahrung (ca. 2-3 h) im teils engem Altbergbau. Trittsicherheit und Fitness wird vorausgesetzt. Befahrungsausrüstung ist komplett mit zu bringen. Es sind ca. 400 m zu Fuß zur Grube zurück zu legen. Wetterfeste Kleidung für die ca. 1 km lange Übertagewanderung ist erforderlich. |
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Literatur |
„Bergbau im Erzgebirge“ – Otfried Wagenbreth – ISBN 3-342-00509-2 |
H 1 - Bergbaugebiet „St. Briccius" am Pöhlberg
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