Exkursion
|
Termin/Uhrzeit
|
Exkursionsziel
|
Min./max. Teilnehmerzahl |
Leitung |
---|---|---|---|---|
H 12 |
29.09.2011 |
Wolkenstein, Heidelbachtal |
10
|
Sven Schreiter |
Thema |
Die Stadt Wolkenstein bietet sowohl geschichtlich, als auch bergbaugeschichtlich interessierten Personen allerlei Sehenswürdigkeiten. Die Siedlung selbst existiert seit Mitte des 13. Jahrhunderts und wird schon 1323 als Stadt mit eigener Münze genannt. Die Burganlage gehörte neben denen in Scharfenstein und Greifenstein ebenfalls einer meisnisch-thüringischen Adelsfamilie, den Waldenburgern. Das hoch über dem Fluss Zschopau thronende Schloss in seiner jetzigen Form wurde nach 1500 errichtet und diente als Wohnschloss für Herzog Heinrich II. von Sachsen. Neben der Stadtgeschichte zeigen die spätgotischen Museumsräume heute die Dauerausstellung „Land der Amethyste", was auch darauf beruht, dass die Warmbad-Wiesenbader Störung mit Ihren lokal auftretenden Gangausbissen, sowie den damit verbundenen Amethystfundstellen auch durch Wolkenstein streicht.
Der 1474 wieder aufgenommene Bergbau deutet auf eine ältere Periode hin. Im Tal, teils direkt an der Zschopau, wurden im 15. Jahrhundert bis Anfang des 17. Jahrhunderts dutzende kleine Zechen betrieben. Auch in den Nachbarorten, die zeitweilig zum Amt Wolkenstein gehörten oder auch jetzt wieder eingemeindet sind, wurde Bergbau betrieben, so z.B. in Streckewalde, Gehringswalde, und Schönbrunn. Neben kleineren Zechen wurde zwischen Wolkenstein und Großrückerswalde die Grube „St. Johannes" betrieben, welche schon im 16. Jahrhundert existierte und von 1790 bis Mitte des 19. Jahrhunderts erneut betrieben wurde. Ihr Haldenzug, sowie das zugehörige Huthaus sind erhalten.
Weitere Gruben um Wolkenstein sind z.B. „Himmelreich", „Gottes Vertrauen samt Lazarus", „Neubeschert Glück", „Jung Segen Gottes" und „Palmbaum". Durch den tiefen Einschnitt der Zschopau bot Wolkenstein einen guten Ansatzpunkt für Erbstollen. So wurde der „Tropperstolln" getrieben um die genannte Grube „St. Johannes" zu entwässern. Der oberhalb von Wolkenstein angesetzte und schon vor 1523 begonnene „Felberstolln" (530 m ü. NN) war ein wichtiger Erbstollen für das, zwischen Wolkenstein und Marienberg gelegene, Bergbaugebiet Kiesholz auf der Dreibrüderhöhe mit den Gruben „Junge Drei Brüder" und „Alte Drei Brüder". Dort wurden Silbererze, silberhaltiges Kupfer, sowie Zinnerz abgebaut. Der Stollen konnte bis 1568 durch Finanzierungshilfe des Kurfürsten sogar bis unter die Elisabether Gruben bei Lauta vorgetrieben werden und erreichte eine Gesamtlänge von über 4 km. Weiterhin trieb man von 1557 an den „Neuglücker Stollen" (440 m ü. NN) voran, mit welchem man die Gruben im Kiesholz noch vor 1600 erreichte. Dieser Stollen ermöglichte den Einbau von Kunstgezeugen. Das ehrgeizigste Projekt, der „Hilfe Gottes Stolln" (390 m ü. NN) wurde 1592 begonnen. Die Konsolidierungsprozesse im 19. Jahrhundert, steigende Produktionskosten und ein Hochwasser im Jahr 1897 zwangen zur Neuaufwältigung des bis dahin relativ kurzen Stollens. Bis 1904 wurde er, zuletzt sogar mit Drucklufttechnik, mit sehr geringem Gefälle auf über 1.400 m voran getrieben. Dann erfolgte die Einstellung des Bergbaus, die Verwahrung der Schächte und eine geringe Nachnutzung des Bergbaus z.B. zur Wasser- und Trinkwassergewinnung. Die SAG Wismut nannte das Marienberger Revier zusammen mit dem Wolkensteiner Revier „Objekt 05". Sie war vor allem östlich von Wolkenstein also zwischen Gehringswalde und Streckewalde tätig. Es wurden allein auf den Teilrevieren Nr. 2, 3, 4 und 5, die man zu Wolkenstein zählen kann, 4 neue Schächte geteuft, 10 alte aufgewältigt und 2 Schürfschächte angelegt. Der Betrieb lief von 1947 bis 1954 und erbrachte (mit Teilrevier 1 Marienberg) 121 t Uran. Im bestehenden Kurbad Warmbad-Wolkenstein wurde ein Nachtsanatorium zur gesundheitlichen Betreuung der Arbeiter eingerichtet. Zeitweilig waren im gesamten Marienberger Wismutobjekt 7.500 Arbeitskräfte beschäftigt. Wenn auch der Altbergbau, sowohl in der Silberzeit als auch zur Uranerzzeit nicht die wirtschaftliche Bedeutung erlangte wie es in anderen Städten des Erzgebirges geschah, so ist er doch recht umfangreich und hat viele, teils deutliche Zeugnisse hinterlassen. Im Heidelbachtal nahe Wolkenstein bestand ein Kalkwerk, welches womöglich schon Kalkstein zum Bau der Burganlage Wolkenstein lieferte. Es wurde bis 1901 betrieben. Untertage wurden ein Wassertonnenaufzug zur Förderung und eine Wassersäulenmaschine zu Wasserhaltung eingesetzt. Neben einigen erhaltenen Gebäuden des Ensembles sieht man noch den Verlauf des Kunstgrabens, sowie 2 Mundlöcher. Die Kalköfen und die Gleisanbindung sind nicht erhalten. |
|||
Routenbeschreibung / Einzelheiten |
Von Annaberg aus fährt man über die B101 durch Wiesenbad nach Wolkenstein. Erster Treffpunkt ist das Zughotel in Schönbrunn. In Abstimmung mit den Teilnehmern wird die Tour folgende Zielpunkte enthalten: - kurzer Besuch des Schlosses, sowie des Marktplatzes, - Wanderung entlang der Zschopau, vorbei am Mundloch des „Hilfe Gottes Stollens" bis zum „Jung Segen Gottes Stolln" - höchstwahrscheinlich eine Befahrung des „Jung Segen Gottes Stollns" - kurzer Abstecher zu den übertägigen Anlagen des Kalkwerks im Heidelbachtal, - Rückfahrt über Großrückerwalde inkl. kurzem Halt an den Halden von „St. Johannes" und Schacht 137 |
|||
Anforderung/ Ausrüstung |
Die Exkursion beinhaltet eine ca. 3 km lange Wanderung mit 80 m steilem Ab- und Aufstieg, sowie eine Befahrung im anspruchsvollen Altbergbau. Die benötigte Ausrüstung (Helm, Geleucht, Stiefel, Schlaz) ist vollständig selbst mit zu bringen und muss bei der Wanderung mitgenommen werden. |
|||
Literatur |
„Zwischen Wolkenstein, Marienberg und Jöhstadt“ – Werte unserer Heimat Band 41, 1. Auflage, 1985
„Bergbau im Erzgebirge“ – Ottfried Wagenbreth, ISBN 3-342-00509-2, 1. Auflage, 1990 |
H 12 - Wolkenstein, Heidelbachtal
- Details
- Zugriffe: 16938